Kommentar

RWO will auch Profi "spielen"

In Duisburg werden die Fans angepumpt, um den MSV zu retten. In Essen wird die Nachwuchsabteilung zugunsten der ersten Mannschaft in die Tonne gekloppt. In Wattenscheid hat ein Funktionär die Seele des gesamten Vereins an Galatasaray Istanbul verkauft. In Bochum überlegen sie ernsthaft, wegen 150.000 Euro die Frauenfußballabteilung aufzulösen, um auch diesen Betrag noch für Gehälter und Prämien verballern zu können.

Und in Oberhausen kauft eine finanziell komplett marode Stadt dem hiesigen Fußballverein in Form einer Tochterfirma das Vereinsheim ab, damit RWO weiter Profigeschäft „spielen“ kann. Irgendwas läuft da falsch, darauf wird man sich verständigen können.

Warum sind durchaus vernunftbegabte Menschen mit der Übernahme eines Funktionärsmandats bei einem Fußballklub offenbar nicht mehr Herr ihrer Sinne? Denn bei ruhigem Überlegen wird jedem von Ihnen schon mal gedämmert haben, dass es der helle Wahnsinn ist, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um ein paar halbwegs begabten Jung-Kickern samt ihrer durchgeknallten Berater-Mischpoke dermaßen viel Geld hinterher zu schmeißen. In den ersten zwei Ligen ist das schon fragwürdig genug. Aber die Stadien sind voll, die Menschen kaufen Fanartikel, das Fernsehen reißt sich um die Übertragungsrechte. Es ist legitim, wenn die Protagonisten des Spektakels, also die Trainer und Spieler, die Einnahmen im wesentlichen für sich beanspruchen.

Aber was hat das zum Beispiel mit Oberhausen zu tun? Das Stadion ist eine Bruchbude. Die wenigen, die sich dahin verlaufen, müssen froh sein, dass ihnen nicht noch der marode Fluchtlichtmast auf den Kopf fällt. Die Mannschaft gurkt sich mehr oder weniger elegant durch die Saison. Platz neun ist denkbar. Wie kann es sein, dass hier tätige Kicker mit Gagen leitender Angestellter nach Hause gehen? Wechseln die für den Fall, dass ihre irrsinnigen Forderungen nicht erfüllt werden, auch alle nach England oder Spanien?

Was ist eigentlich so schrecklich daran, wenn Fußballvereine in den Ligen spielen, die für sie wirtschaftlich machbar sind? Allein schon diese unaufgeregte Betrachtungsweise würde ab der dritten Bundesliga den Beratercliquen den Teppich unter dem Boden wegziehen. Es gibt bis in die Bezirksligen runter genug Spieler, die höchst ansehnlich kicken können. Die allermeisten erhalten eine Aufwandsentschädigung. Die Vereine können nur das verteilen, was reinkommt, und viel ist das nicht. Man muss einfach auch mal „Nein“ und „guten Weg“ sagen können. Via Angebot und Nachfrage kämen die Honoraransprüche der Spieler schon wieder ins Lot. Und damit auch die Etats der Klubs.

Fußball ist nur oben ein wirkliches Geschäft für alle Beteiligten. Unten wird das nur nachgespielt. Was durchaus erheiternde Züge haben kann. Doch im Fall Oberhausen ist das nicht mehr lustig. In der Tat hat nämlich die Kommune keine aktuellen Mittel für viele dringend notwendige Maßnahmen. Knapp einem Dutzend Durchschnitts-Kickern die Taschen vollzustopfen gehört sicherlich nicht dazu.